Wie Sprachdienstleister Lokalisierungstrends zu ihrem Vorteil nutzen können

30. Jan. 2024 Lesezeit 7 Min.
An introduction to translation collaboration
Sprachdienstleister konnten in den letzten Jahren ein hohes Marktwachstum verzeichnen. Zwischen 2020 und 2022 wuchs die Branche global um außergewöhnliche 11,75 % auf 26,6 Milliarden US-Dollar an. Laut Nimdzi wächst sie derzeit um 7 % pro Jahr.
 
Diese steigende Nachfrage bringt einige neue Herausforderungen für Sprachdienstleister mit sich. Aus kommerzieller Sicht ist eine gestiegene Nachfrage auf Kundenseite eine gute Nachricht. Zeitgleich steigen damit jedoch auch die Erwartungen und Anforderungen der Kunden.
 
Lokalisierungsprojekte werden immer umfangreicher, wie wir in unserem Bericht „Wohin gehen die Trends in der Übersetzungsbranche 2023?“ ausführlich beschrieben haben. Wir gehen davon aus, dass diese außerordentliche Steigerung des Arbeitsvolumens anhalten wird, denn Kunden erstellen immer schneller neue Inhalte und möchten immer mehr davon übersetzen lassen. Darüber hinaus wünschen sie sich, dass Inhalte mit regionaler Nuancierung und umfassenden linguistischen und kulturellen Einblicken kontextualisiert werden. Kunden erwarten Markenbotschaften in ihrer Landessprache, wie in unserem Bericht „Globales Verständnis freigeschaltet“ hervorgehoben. Auch wir selbst konnten dies intern beobachten. Als Sprachdienstleister verzeichnen wir eine gestiegene Nachfrage nach Übersetzungen in Nischensprachen (Sprachen mit geringer Gesamtnachfrage im Vergleich zu den beliebtesten Zielsprachen). Tatsächlich haben wir in den letzten drei Jahren einen Zuwachs von fast 20 % verzeichnet. Heute unterstützen wir mehr als 200 Sprachen, von denen 45 als gängige Sprachen eingestuft sind. 
 
Diese wachsenden Anforderungen gehen jedoch nicht mit entsprechend gestiegenen Ausgaben für die Übersetzung einher: Kunden stehen unter dem Druck, ihre Budgets weiter zu strecken, und erwarten von ihren Lieferanten, dass sie Wege finden, dies zu erreichen.  
 
Sprachdienstleister, die sich dieser Herausforderung stellen, können ihre Führungsposition in einem der am schnellsten wachsenden und betriebskritischsten Märkte der Welt festigen.  
 
Glücklicherweise bietet die neueste Übersetzungstechnologie der Branche erhebliche Produktivitätssteigerungen. Diese Möglichkeiten verwandeln den erheblichen Anstieg der Nachfrage zu einer großen Chance für Sprachdienstleister, ihre Kunden dabei zu unterstützen, einfach alles zu übersetzen – und sich gleichzeitig als gestandene Marktführer zu präsentieren.
 
Diese drei wichtigen Möglichkeiten sollten Sprachdienstleister nutzen: 

1) Generative KI und Large Language Models (LLMs) 

Maschinelle Übersetzung (MT) ist eine bewährte Form der KI. Seit ihrem ersten Auftritt hat sie sich enorm weiterentwickelt und wird in der Lokalisierungsbranche umfassend zur Steigerung der Effizienz eingesetzt. Aber heute ist die generative KI auf der Bühne erschienen und verspricht eine unbegrenzte Anzahl von neuen Möglichkeiten. KI wird die Welt der Übersetzung grundlegend verändern. Im gesamten Übersetzungsprozess richtig eingesetzt bietet sie Sprachdienstleistern die große Chance, sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
 
Linguistische KI eröffnet weitere Fortschritte in der Übersetzungsproduktivität. Einige Beispiele hierfür sind die KI-basierten Verbesserungen in der neuesten Version von Trados:
  • Generative Übersetzung: Übersetzungs-Engines – seit Beginn ein wichtiges Feature unserer Cloud-Plattform – kombinieren Translation Memorys, Termbanken, Glossare und maschinelle Übersetzung mühelos in einem einheitlichen Repository von linguistischen Ressourcen, um hochwertige Übersetzungsergebnisse zu erzielen. Dank linguistischer KI können wir diese Übersetzungs-Engines jetzt erheblich verbessern, um generative Übersetzung anzubieten und Ihre vorhandenen linguistischen Daten mit der Leistungsfähigkeit eines LLM zu kombinieren. Durch die Konfiguration zusätzlicher Parameter innerhalb der Übersetzungs-Engines, wie z. B. frühere Segmentübersetzungen und bevorzugter Übersetzungsstil (formell, informell usw.), erhalten Sie eine bessere Übersetzungsqualität, die den Post-Editing-Aufwand reduziert.
  • Smart Help: Eine weitere Anwendungsmöglichkeit für linguistische KI in Trados ist die Unterstützung auf Abruf. Smart Help kann über Trados Copilot aufgerufen werden und hilft Ihnen schnell und mühelos bei der Suche nach Lösungen für Ihre Fragen. Trados Copilot verwendet linguistische KI, um Fragen zu analysieren, ihre Bedeutung zu interpretieren, die passendsten Ergebnisse zu finden und relevante Direktlinks bereitzustellen. Dadurch können Ihre Übersetzer:innen noch selbstständiger arbeiten, auch wenn sie mit der Verwendung von Trados noch nicht so vertraut sind.
  • Darüber hinaus integriert unsere OpenAI Translator-App Large Language Models in Trados Studio. Diese können Ihre Arbeit optimieren, indem sie beispielsweise den richtigen Tonfall anwenden oder geschlechtsbezogene Verzerrungseffekte (Gender Bias) beseitigen. Mit LLMs können Sie eine größere Bandbreite an sprachlichen Herausforderungen bewältigen und letztendlich die Gesamtqualität Ihrer Übersetzungen verbessern.  Sie können diese App noch heute aus dem RWS AppStore herunterladen.
Weitere Informationen zu den neuen KI-Funktionen von Trados finden Sie hier.
 
Die Effizienzsteigerungen, die Sie durch die Nutzung von KI und LLMs während des Lokalisierungsprozesses gewinnen, sollten nicht unterschätzt werden. Wie bei NMT ist es jedoch wichtig, zu erkennen, dass KI nicht als Ersatz für Ihre Übersetzer:innen und Projektmanager:innen dient. Sie ist am leistungsstärksten, wenn sie als zusätzliches Tool in Workflows integriert wird, menschliche Fachkompetenz ergänzt und Expert:innen zeitraubende Routineaufgaben bei der Lokalisierung abnimmt.  
 
Heute ist die Art und Weise, wie Sie KI und LLMs zur Optimierung der Lokalisierung einsetzen, eines Ihrer größten Alleinstellungsmerkmale. Mit KI können Sie die Nachfrage Ihrer Kunden schnell und skalierbar erfüllen, ohne Abstriche bei der Qualität machen zu müssen. 

2) Cloud-First 

Die Cloud-Technologie hat die Lokalisierungsbranche grundlegend verändert. Sie ermöglicht einen demokratisierten Zugriff auf leistungsstarke Übersetzungsfunktionen und veränderte die Art, wie Aufträge erhalten und verwaltet werden. Cloud-Technologie ermöglicht es Sprachdienstleistern, bei jedem Projekt mit den besten freiberuflichen Übersetzer:innen der Welt zusammenzuarbeiten. Mit der Verwendung von Cloud-Software geht auch einher, dass Sie keine Infrastruktur und keine Updates bereitstellen müssen. Trados wird beispielsweise mehrmals täglich aktualisiert, sodass Sie immer mit der neuesten Technologie arbeiten. 
 
Da sowohl die Implementierung von Cloud-Lösungen als auch der Zugriff darauf einfach sind und (wie zuvor erwähnt) die MT-Qualität sich deutlich verbessert hat, konnten wir in der letzten Zeit einen neuen Trend beobachten: cloudbasierte Reviews durch Fachexpert:innen, die selbst keine Übersetzer:innen sind. Der Gedanke hinter diesem „Fachexpert:in als Post-Editor“-Modell ist, dass die maschinelle Übersetzungsqualität schon gut genug ist, sodass es sich eher um eine Terminologieprüfung als um eine vollständige Post-Editing-Aufgabe handelt, für die ein:e Übersetzer:in erforderlich gewesen wäre. 
 
Auch wenn dieser Trend für manche als Bedrohung erscheinen mag, bietet sich Sprachdienstleistern hier eine ideale Möglichkeit, Unternehmen durch einen neuen Service bei der Nutzung dieses Modells zu unterstützen – weil diese Unternehmen nicht unbedingt über das nötige interne Fachwissen oder die Ressourcen verfügen, um diese Option selbst effizient auszuschöpfen. Technologie wird weiterhin eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung dieses Prozesses spielen. Es gilt daher, den reinen Fachexpert:innen-Workflow zu organisieren, Vorlagen zu erstellen, TMs zu pflegen, die MT/KI-Feinabstimmung zu beaufsichtigen, Prompts zu entwickeln oder Fachexpert:innen in der Entwicklung solcher Prompts zu schulen und generell das nötige Maß an Unterstützung zu bieten, um nur einige Beispiele zu nennen.

3) Vernetztes Ecosystem für die Zusammenarbeit 

Mit fast 1.000 Lokalisierungstools auf dem Markt ist die Wahl eines Technologieanbieters, der die Content-Plattformen Ihrer Kunden erweitern und sich mit ihnen vernetzen kann, wichtiger denn je.   
 
Als Vermittler zwischen Unternehmenskunden und Freiberufler:innen profitieren Sie häufig am stärksten von Technologien, die leicht integrierbar sind. Denn wenn Sie nicht gerade mit einem versierten Kunden zusammenarbeiten, der über eine eigene Übersetzungstechnologie verfügt, nutzen die Kunden Ihr Ecosystem. Wenn Sie sicherstellen, dass sämtliche Workflows integriert sind, vermeiden Sie zähe manuelle Prozesse, verringern den Zeitaufwand für die Vorbereitung der Inhalte auf die Lokalisierung und optimieren den gesamten Übersetzungsprozess.  
 
Es werden ständig neue Übersetzungstechnologien entwickelt. Daher ist es unerlässlich, dass Sie einen Technologiepartner wählen, der anpassungsfähig ist, mit den aktuellen Anforderungen der Branche Schritt hält und Nutzer:innen die Möglichkeit gibt, eigene Integrationen zu entwickeln. Unsere Vision für Trados ist es daher, das Rückgrat der Übersetzungsbranche zu sein, das die Kombination genau der Systeme unterstützt, mit denen jedes Unternehmen bzw. jede Einzelperson arbeiten möchte. Alle Trados-Produkte basieren auf derselben Plattform, sodass Sprachdienstleister problemlos mit anderen Beteiligten in der Übersetzungslieferkette zusammenarbeiten können. Wir verfügen über eine Vielzahl von APIs und Konnektoren zur Erweiterung und zur Verbindung mit anderen Übersetzungstechnologien. Darüber hinaus können Sie Übersetzungstechnologie aus unserem AppStore herunterladen und an Ihre individuellen Geschäftsanforderungen anpassen. 
 

Herunterladen: 9 Trends – Alte und Neue – Lokalisierung gestalten

In unserem eBook erfahren Sie mehr über die aktuellen Trends in der Lokalisierungsbranche und was sie für Sie bedeuten.
Nicole Loney
AUTOR

Joe Campbell

LSP Marketing Manager
Joe Campbell unterstützt den Sprachdienstleister-Markt bei der Nutzung der Vorteile, die sich durch Übersetzungstechnologie ergeben. Er verfügt über 20 Jahre Erfahrung in der Wissenschafts- und Technologiekommunikation.
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